Wer kann Krankheitskosten als außergewöhnliche Belastungen geltend machen?
Jeder, der Krankheitskosten nachweisen kann, kann sie auch in der Steuererklärung angeben. Hierzu brauchen Sie eine Quittung, eine Rechnung und in manchen Fällen ein ärztliches Attest. Dabei ist es gleichgültig, ob Sie selbst die Ausgabe für eine eigene Krankheit, für die Ihres Ehepartners oder für ein Kind tätigen, für das Sie Anspruch auf Kindergeld haben. Es zählt der Zeitpunkt, zu dem Sie die Rechnung bezahlt haben, nicht der Zeitpunkt, zu dem die Rechnung fällig wurde.
Wegeunfall
Haben Sie krankheitsbedingte Ausgaben in Zusammenhang mit einem Wegeunfall oder einem Arbeitsunfall, dann sollten Sie diese als Werbungskosten oder als Betriebsausgaben angeben. Das gilt auch für Kosten, die wegen einer Berufskrankheit oder wegen einer krankheitsbedingten Umschulung entstehen. Der Vorteil ist, dass in diesem Fall eine zumutbare Belastung nicht angerechnet wird.
Wer kann Krankheitskosten als außergewöhnliche Belastungen geltend machen?
Was sind medizinische Hilfsmittel?
Hilfsmittel sollen durch Krankheit oder Behinderung bedingte Einschränkungen kompensieren. Besonderes Augenmerk liegt hier bei der Unterstützung der Entwicklung von Kindern und der Vermeidung einer drohenden Pflegebedürftigkeit.
Unter medizinischen Hilfsmitteln versteht man zum Beispiel:
- Hör- und Sehhilfen,
- Orientierungs-, Mobilitäts- oder Lesehilfen,
- Rollstühle (oder auch Gehhilfen),
- Prothesen, orthopädische Strümpfe etc.,
- Blutdruck- und Blutzuckermessgeräte sowie
- weitere, ähnliche Hilfsmittel, die in individuellen Fällen benötigt werden.
Was sind medizinische Hilfsmittel?
Was kann ich als Krankheitskosten absetzen?
Krankheitskosten können unbegrenzt als außergewöhnliche Belastungen in der Steuererklärung abgesetzt werden. Das Finanzamt zieht jedoch eine zumutbare Eigenbelastung ab, die je nach Einkommen, Familienstand und Kinderzahl zwischen 1 % und 7 % des Jahreseinkommens liegt. Erstattungen durch Krankenkassen oder Versicherungen müssen von den Ausgaben abgezogen werden.
Absetzbare Krankheitskosten:
- Ärztliche Behandlung
- Heilbäder, Krankengymnastik
- Pflegeleistungen
- Heilpraktiker oder Homöopath
- Medikamente und Zuzahlungen in der Apotheke
- Medizinische Hilfsmittel
- Krankenhausaufenthalte
- Fahrtkosten zum Arzt, Krankenhaus, Krankengymnastik etc.
Fahrtkosten:
- Öffentliche Verkehrsmittel: Die tatsächlichen Kosten können abgesetzt werden, Fahrkarten sollten aufbewahrt werden.
- Eigenes Auto: Eine Pauschale von 0,30 Euro pro Kilometer kann angesetzt werden.
Auch Kosten für Zahnersatz oder eine medizinisch verordnete Kur sind absetzbar. Nicht absetzbar sind Ausgaben für Krankenbesuche oder vorbeugende Maßnahmen wie Diäten oder Massagen zur Entspannung.
Bonusprogramme und Erstattungen
Viele gesetzliche Krankenkassen bieten Bonusprogramme nach § 65a SGB V für gesundheitsbewusstes Verhalten an. Diese Bonuszahlungen mindern den Sonderausgabenabzug für Krankenversicherungsbeiträge nicht, da sie keine Beitragsrückerstattungen darstellen (BFH-Urteil vom 1.6.2016, X R 17/15; BFH-Urteil vom 6.5.2020, X R 16/18).
Beispiele sind Prämien für Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen oder sportliche Aktivitäten. Boni für familienversicherte Mitglieder werden dem Hauptversicherten zugerechnet.
- Beitragsrückerstattungen mindern den Sonderausgabenabzug, z. B. Prämien nach § 53 SGB V für die Teilnahme an hausarztzentrierter Versorgung.
- Bonuszahlungen für Maßnahmen außerhalb des Basiskrankenversicherungsschutzes, wie Osteopathie oder Mitgliedschaften in Fitnessstudios, gelten nicht als Rückerstattungen und mindern den Sonderausgabenabzug nicht.
Tipps:
- Bonuszahlungen bis 150 Euro pro Person mindern den Sonderausgabenabzug nicht. Übersteigt der Bonus diesen Betrag, muss der überschreitende Anteil als Beitragsrückerstattung angerechnet werden.
- Prüfen Sie den Steuerbescheid: Manchmal werden Bonusprogramme von der Krankenkasse nicht korrekt gemeldet. Kontrollieren Sie daher die angesetzten Werte.
- Private Krankenversicherung: Bonuszahlungen von privaten Krankenversicherungen zur Förderung kostenbewussten Verhaltens mindern den Sonderausgabenabzug, wenn sie unabhängig von entstandenem finanziellen Aufwand gezahlt werden.
Was kann ich als Krankheitskosten absetzen?
Wie muss ich die Krankheitskosten belegen?
Sie müssen die Ausgaben für Medikamente, Heilmittel und weitere Krankheitskosten durch Belege nachweisen. Außerdem verlangt das Finanzamt, dass Sie die Notwendigkeit der Medikamenteneinnahme oder der Behandlung als medizinisch notwendig nachweisen können. Hierzu brauchen Sie meist eine ärztliche Verordnung. Liegt eine dauerhafte Erkrankung vor, reicht in der Regel auch die einmalige Vorlage des Attests. Hat Ihnen Ihr Augenarzt einmal eine Brille verschrieben, reicht für die Notwendigkeit der Ausgaben für weitere Brillen auch eine Bestätigung durch den Optiker.
Tipp
Sobald Sie ein Attest von Ihrem Arzt haben, das eine bestimmte Maßnahme oder ein Medikament empfiehlt, sammeln Sie die Quittungen. Erst am Jahresende ist klar, wie hoch Ihre Ausgaben für Heilmittel und Behandlungen tatsächlich sind. Die Krankheitskosten bilden zusammen mit den Ausgaben für weitere allgemeine außergewöhnliche Belastungen eine Summe. Dann können Sie anhand unserer Übersicht berechnen, ob sich eine Angabe in der Steuererklärung lohnt, denn das Finanzamt zieht von den tatsächlichen Ausgaben Ihre zumutbare Eigenbelastung ab. Nur der Betrag, der die zumutbare Belastung übersteigt, wirkt sich steuermindernd aus.
In bestimmten Fällen muss die medizinische Notwendigkeit durch ein Attest des Amtsarztes oder durch eine Bescheinigung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen nachgewiesen werden. Wichtig ist, dass dieser Nachweis vor Beginn der Behandlung oder vor dem Erwerb des medizinischen Heilmittels eingeholt wird. Dieser strenge Nachweis ist erforderlich in folgenden Fällen:
- Bade- oder Heilkur; bei einer Vorsorgekur ist auch die Gefahr einer durch die Kur abzuwendenden Krankheit, bei einer Klimakur der medizinisch angezeigte Kurort und die voraussichtliche Kurdauer zu bescheinigen,
- psychotherapeutische Behandlung,
- medizinisch erforderliche auswärtige Unterbringung eines an Legasthenie oder einer anderen Behinderung leidenden Kindes des Steuerpflichtigen,
- Notwendigkeit der Betreuung des Steuerpflichtigen durch eine Begleitperson, sofern sich diese nicht bereits aus dem Schwerbehindertenausweis ergibt,
- medizinische Hilfsmittel, die als allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens anzusehen sind,
- wissenschaftlich nicht anerkannte Behandlungsmethoden, wie z. B. Frisch- und Trockenzellenbehandlungen, Sauerstoff-, Chelat- und Eigenbluttherapie.
Hinweis zu Klimakuren
Das Attest muss hinreichend konkrete Angabe zum Kurort im Sinne von § 64 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2a EStDV enthalten. Die Angabe "in tropischem Klima" allein reicht nicht aus, um den Kurort zu bestimmen. Es müsse sich aus dem Attest ergeben, dass der Steuerpflichtige krank und der Aufenthalt an einem bestimmten Kurort für einen gewissen Zeitraum medizinisch angezeigt ist. Die Einordnung, wo konkret aufgrund der bestehenden Erkrankungen eine Klimakur medizinisch indiziert ist, muss der Amtsarzt in seiner Stellungnahme ausführen (FG Münster, Urteil vom 23.2.2022, 7 K 2261/20 E).
Liposuktion
Aktuell hat der Bundesfinanzhof zugunsten der Steuerzahler entschieden, dass Aufwendungen für eine Liposuktion zur Behandlung eines Lipödems abziehbar sind, und zwar ab dem Jahr 2016 sogar regelmäßig ohne Vorlage eines vor den Operationen erstellten amtsärztlichen Gutachtens oder einer ärztlichen Bescheinigung eines Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung als außergewöhnliche Belastung zu berücksichtigen (BFH-Urteil vom 23.3.2023, VI R 39/20).
Wie muss ich die Krankheitskosten belegen?