Eine doppelte Haushaltsführung liegt vor, wenn Sie außerhalb Ihrer Hauptwohnung beschäftigt sind und auch am auswärtigen Beschäftigungsort wohnen. Zulässig ist es, dass die Zweitwohnung auch außerhalb dieses Ortes in dessen Einzugsbereich liegen kann. Unter Einzugsgebiet ist der Bereich zu verstehen, von dem aus Pendler üblicherweise täglich zur Arbeitsstätte fahren. Es muss ein tägliches Aufsuchen möglich sein. Doch die Frage ist, wie weit die Zweitwohnung vom Beschäftigungsort entfernt liegen darf, damit die Mietkosten noch anerkannt werden.
Der Bundesfinanzhof hat es als zulässig erachtet, dass die Zweitwohnung in einer Entfernung von 141 km vom Beschäftigungsort genommen wurde. Die Besonderheit in diesem Fall lag darin, dass der Arbeitnehmer am ursprünglichen Arbeitsort Wohneigentum erworben und der Arbeitgeber dann seinen Firmensitz verlegt hatte, so-dass der Arbeitnehmer täglich die Strecke von 141 km zum neuen Firmensitz fuhr. Hier war ein tägliches Aufsuchen der Arbeitsstätte mit der Bahn möglich. Die Fahrt mit dem ICE dauerte eine Stunde, und ein derartiger Zeitaufwand liegt durchaus im Bereich des Üblichen (BFH-Urteil vom 19.4.2012, VI R 59/11).
Aktuell hat der Bundesfinanzhof entschieden, dass die Zweitwohnung noch im Einzugsbereich des Beschäftigungsortes liegt, wenn die Entfernung 83 km beträgt und der Arbeitsplatz in weniger als einer Stunde erreicht werden kann. Für die Anerkennung der doppelten Haushaltsführung ist es auch unschädlich, wenn die Entfernung zwischen Zweitwohnung und Familienwohnung mit 47 km wesentlich geringer ist. Maßgebend ist hier, dass es sich bei einer Entfernung von 83 km und einer Fahrzeit von weniger als einer Stunde um eine übliche Pendelstrecke und Pendelzeit handelt (BFH-Urteil vom 26.6.2014, VI R 59/13).
Im Urteilsfall war es nicht möglich, den Beschäftigungsort in zumutbarer Weise vom Hauptwohnort aus zu erreichen. Denn der Weg war ganz erheblich baustellen- und staubelastet, sodass ein arbeitstägliches Pendeln mit Fahrzeiten von bis zu zwei Stunden pro Strecke nicht zumutbar und damit die Nutzung einer Zweitwohnung am Beschäftigungsort angezeigt war. Die Fahrzeit von der Zweitwohnung aus betrug weniger als eine Stunde.
Neue Rechtslage ab 2014: Wie weit die Zweitwohnung vom auswärtigen Beschäftigungsort (erste Tätigkeitsstätte) entfernt sein darf, ist nun geregelt: Die Zweitwohnung liegt dann noch im Einzugsbereich des Beschäftigungsortes, wenn der Weg von der Zweitwohnung zur Tätigkeitsstätte weniger als die Hälfte der Entfernung zwischen Hauptwoh-nung und Tätigkeitsstätte beträgt (BMF-Schreiben vom 30.9.2013, BStBl. 2013 I S. 1279, Tz. 95; BMF-Schreiben vom 24.10.2014, Tz. 101).
Beispiel: Herr Steuerle hat seine Hauptwohnung in A und eine neue erste Tätigkeitsstätte in B. Die Entfernung von A nach B beträgt 200 Kilometer. Er findet in C sofort eine günstige Zweitwohnung. Die Entfernung von C (Zweitwohnung) nach B (erste Tätigkeitsstätte) beträgt 90 Kilometer. Auch wenn die Zweitwohnung 90 Kilometer von B entfernt liegt, gilt sie noch als „Wohnung am Beschäftigungsort“ bzw. in dessen Einzugsbereich, da sie weniger als die Hälfte der Entfernung von der Hauptwohnung in A zur Tätigkeitsstätte in B entfernt liegt.